Die neue Loge in Zürich trägt den Namen einer europäischen Persönlichkeit, Erasmus von Rotterdam (1467-1536), die zu den bedeutendsten Vertretern der humanistischen Renaissance in Europa zählt.
Der deutsche Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942) schreibt in seinem 1935 publizierten Werk «Erasmus von Rotterdam» was folgt:
«Erasmus ist unter allen Schreibenden und Schaffenden des Abendlandes der erste bewusste Europäer gewesen, der erste streitbare Friedensfreund, der beredtste Anwalt des humanistischen Ideals.»
Die Erasmusforscherin Christine Christ-von Wedel (*1948), schreibt in ihrem 2016 veröffentlichten Buch «Erasmus von Rotterdam-ein Porträt»:
«Auch wenn Erasmus ausser von Spezialisten, nur noch in Anthologien (Übersetzungen und in Sammlungen ausgewählter Texte) gelesen wird oder auch nur einzelne Zitate bekannt sind, seine Ideen leben weiter und regen immer wieder an zu freiem, vorurteilslosem Denken und zukunftsträchtigen Reformen.»
Erasmus ruht im Basler Münster, sein Grabstein ehrt ihn mit folgender Inschrift: «Christus dem Erlöser geweiht, dem Desiderius Erasmus von Rotterdam, dem allseits grossen Manne, dessen unvergleichliche, mit ebensolcher Klugheit gepaarte Beherrschung jedes Wissensgebietes die Nachwelt bewundern und rühmen wird. Ihrem gütigen Gönner haben Bonifacius Amerbach, Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius, der Erbe und die bestellten Vollstecker seines letzten Willens diesen Stein gesetzt, um seinen sterblichen Körper zu verwahren, nicht etwa seinem Andenken zuliebe, denn das hat er durch seine veröffentlichten Werke unsterblich gemacht, in denen er, solange die Welt steht, weiterleben und mit den Gelehrten aller Völker reden wird. Er starb, schon siebzig Jahre alt, am 12.Juli im Jahre 1536 nach Christi Geburt.»
Vorurteilsloses und in die Zukunft weisendes Denken
Erasmus war Zeitgenosse von Martin Luther (1483-1546). Dieser ist der kompromisslose Kämpfer für sein Vorhaben und steht für eine bescheidenere Kirche, die eine Sprache pflegt, die das Volk versteht. Erasmus ist ebenfalls an einer Reform des Katholizismus interessiert und versteht sich daher als innerkirchlicher Erneuerer, der keine Kirchenspaltung will. Im Wesentlichen ist Erasmus der intellektuelle Zögerer und Vermittler und Luther der, wie bereits erwähnt, wortgewaltige Kämpfer, den das Volk versteht.
Die Erasmus-Loge will mit ihrer eigenen Arbeit zeigen, dass ihr Namensgeber uns Heutigen noch etwas zu sagen hat. Im Vordergrund steht das von Erasmus praktizierte vorurteilslose und in die Zukunft weisende Denken. Wenn es der Erasmus-Loge durch ihr Wirken gelingt, Frauen und Männer für die Logenarbeit zu interessieren und dadurch auch etwas vom Namenspatron mitzubekommen, dann hat die Loge dem Namensgeber Tribut bezahlt und den Mitgliedern die Türe zu einem Europäer geöffnet, der auch heute noch überaus zeitgemäss ist!
Aufnahmefeier vom 10. April 2025 und nächste Schritte
Guido Margaroli, Obermeister der Erasmus-Loge:
«Am 10. April 2025 konnte die am 20. Juni 2024 gegründete Erasmus-Loge erfreulicherweise 7 neue Mitglieder aufnehmen.
Der feierliche Anlass wurde durch eine stattliche Anzahl Schwestern und Brüder der Odd-Fellows unterstützt. Wir freuten uns Abordnungen der Anna Seiler Loge und der Helvetia Loge sowie der Gross-Loge, mit dem Gross-Sire persönlich, begrüssen zu dürfen. Die Einführungsfeier fand so in einem sehr eindrücklichen Rahmen statt.
Aktuell zählt die Erasmus-Loge 19 Mitglieder. Mit dem Konzept, dass im Schnitt jeder 2. Bis 3. Logenanlass als offene Loge durchgeführt wird und so verschiedene Freundinnen und Freunde wie auch deren Bekannte an diesen Logenanlässen teilnehmen können, hoffen wir, ein anregendes und spannendes Logenerlebnis zu generieren. Dieses Konzept trägt aktuell Früchte, so dass wir am 23. Oktober bereits wieder ca. 5 Schwestern und Brüder aufnehmen können.
Ganz herzlichen Dank in diesem Zusammenhang an die ganze Crew der Erasmus-Loge inklusive der Neumitglieder-innen, die alle grosse Arbeit leisten und engagiert mitwirken.
Ich freue mich auch viele Gäste aus den Reihen der Odd-Fellows bei unseren Anlässen in naher Zukunft begrüssen zu können.»