Wie gewohnt eröffnete Gross-Sire Urs Zeller die Tagung. Er gab zunächst einen Rückblick auf die Grosslogen-Tagung. Danach gab er das neue Jahresthema bekannt. Es lautete «Wege entstehen dadurch, dass man sie geht». Über Veränderungen in den Logen gab es auch zu berichten. So ist seit dem 1. Januar 2024 die Loge «Drei Ringe zu Basel» Nr. 6 aktiv und die im Juni gegründet Erasmus-Loge Nr. 39 in Zürich hat Mitte September 2024 ihr Logen-Tätigkeit aufgenommen. Wenige erfreuliche war die Ankündigung, dass die Alpstein-Loge Nr. 21 in St. Gallen per Ende 2024 schliesst. Informationen zu der Mitgliederentwicklung (die Grafiken sind im Internat abrufbar) beschlossen den ersten Tagungsteil.
Doch dann kam etwas Ungewöhnliches. Zu Beginn der Logenführungskonferenz wurden die Teilnehmenden aufgefordert, sich in die Halle zu begeben und an eine Rituellen Sitzung teilzunehmen, einfach so, ohne Kleiderordnung, ohne Regalien. Mit auf den Weg gegeben wurde ihnen, dass sie das Ritual gute beobachten sollten und sich Fehler, ihre Gründe und Verbesserungsvorschläge merken sollte. Dies hatte seien Grund, denn was sie in der Halle erwartete, war ein zwangloses Zusammensein, was entfernt an eine Rituellen Sitzung erinnerte.
Werte wachrütteln
Gross-Marschall Matthias Heinimann, der die Sitzung auch leitete, versicherte uns, dass nichts ausgedacht war; alles hatte so oder ähnlich in den Logen statt- gefunden: «Wir von der Ordens- leitung hatten in verschiedenen Rituellen Sitzungen, die wir be- suchten, festgestellt, dass dem Ritual manchmal nicht die not- wendige Achtsamkeit geschenkt wird. Wir haben dann beschlossen, an der OM/UM-Tagung Fehler und Unachtsamkeiten in einer spe- ziellen Rituellen Sitzung einmal überzeichnet darzustellen. Am Abend folgte dann als Gegenüberstellung eine schöne, erbauliche
Sitzung. Am nächsten Tag folgte die Reflexion mit einer Fehleranalyse. So hoffen wir, die Schwestern und Brüder sensibilisieren zu können und dass sie die Erkenntnisse in ihre Logen mitnehmen. Ich möchte es als eine Art Wertewachrütteln bezeichnen.»
Die feierliche Rituelle Sitzung
Danach ging man wieder ins wieder zum «normalen» Programm über. Den Abschluss des ersten Tages bildete eine Rituelle Sitzung, diesmal inspirierend und souverän vom Gross-Sire geleitet. Einen viel beachteten Vortrag zum Jahresthema hielt Gross-Marschallin Barbara Streit. Wir werden ihn zu einem späteren Zeitpunkt abdrucken. Einen weiteren Höhepunkt bildete die musikalische Begleitung der Pianistin Joanna Wicherek.
Am zweiten Tag standen dann die Ober- und Untermeister zunächst im Zentrum. Je nach Arbeitsgruppen erhielten sie Anregungen für ihre neues Amt oder tauschten Erfahrungen aus, gefolgt von einer Präsentation der Gruppenarbeiten und einer Diskussion mit dem gesamten Plenum. Informiert wurde weiterhin über die verschiedenen Ressorts der Ordensleitung.
Weitere Informationen zur OM/UM-Tagung sind im Intranet abrufbar.
«Es war erfreulich, viele Obermeister voller Energie und Tatendrang an die Arbeit gehen»
Nach der OM/UM-Tagung trafen wir Gross-Sire-Urs Zeller zu einem Gespräch.
Es war wieder einmal ein vollgepacktes Tagungsprogramm. Wenn du auf den Verlauf zurückblickst, was waren die wichtigsten Ergebnisse? Gibt es etwas, das du besonders hervorheben möchtest?
Es gab wirklich en vollgepacktes Programm. Erfreulich war, wie die Teilnehmenden aktiv teilgenommen haben und uns in der Ordensleitung bekräftigen, auf dem richtigen Weg zu sein. Besonders hervorheben möchte ich die erstmalig durchgeführte Rituelle Sitzung zum Thema fehlende Achtsamkeit. Es wurde aufgezeigt, was alles in der Halle nicht ablaufen darf. Aus Fehlern lernt man bekanntlich. Und ich bin überzeugt, dass wir den Ober- und Untermeister die Augen öffnen konnten, worauf es für eine gehaltvolle Hallenarbeit ankommt.
Das Jahresthema 2025 fällt etwas aus dem Rahmen der bisherigen Themen. Was steckt hinter der Auswahl des Kafka Zitats «Wege entstehen dadurch, dass man sie geht»?
Das Zitat ist ein Plädoyer zum Handeln – ins TUN kommen. Wie häufig sitzen wir da und überlegen, ob wir etwas verändern können oder wollen. Aber im Endeffekt ändern wir vielleicht aus Bequemlichkeit doch nichts. Oder aus einer Angst vor dem Ungewissen, oder nur, weil wir uns nicht trauen.
Am zweiten Tag lag ein Schwerpunkt auf den Arbeitsgruppen der Ober- und Untermeister. Du warst selbst in der Gruppe der neuen Obermeister. Welchen Eindruck haben sie bei dir hinterlassen, und was erwartest du von ihnen?
Es hat erfreulich viele neue und vor allem auch jüngere Obermeister, welche voller Energie und Tatendrang an die Arbeit gehen. Die Diskussionen waren geprägt von Neugier, Offenheit und intensiver Kommunikation. Das stimmt mich zuversichtlich für das kommende Jahr, dass in vielen Logen ein Geist des Aufbruchs herrscht und auch gelebt werden kann.
Immer wieder ist der Mitgliederbestand ein Tagungsthema, besonders in den Gesprächen der Teilnehmenden untereinander. Müssen wir uns mit einem Rückgang der Mitglieder abfinden?
Nein, und das sage ich mit Nachdruck. Es gibt interessierte Menschen, denen unsere Werte wichtig sind. Das zeigen auch die Neueintritte. Unser Hauptproblem stellen seit längerem die Austritte dar. Es scheint, dass viele Mitglieder sich nicht oder nicht mehr mit dem Logenleben identifizieren können. Oder vielleicht, weil sie nicht richtig eingebunden sind. Hier sind alle Mitglieder gefordert. Wir müssen wissen, weshalb ein Mitglied uns den Rücken kehrt. Nur so können wir Änderungen einführen, um eine bessere Integration in den Odd Fellow Orden sichern zu können. Mitglieder, welche gut integriert sind, werden uns nicht verlassen. Integration bedeutet jedoch: aktive Teilnahme am Logenleben. Übernahme von Verantwortung. Also interessante Sitzungen, Vorträge, Diskussionen. Aber auch ein abwechslungsreiches gesellschaftliches Miteinander zur Bildung und Unterstützung von Freundschaften.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Weiterentwicklung der Logen bzw. des Ordens. Quo vadis Odd Fellow?
Im Projekt Quo Vadis werden konkrete Lösungen bearbeitet, wie wir uns zukünftig auf die sich ändernden gesellschaftlichen Entwicklungen einstellen können und Massnahmen erarbeitet, die uns auch zukünftig als eine Organisation zu etablieren, welche eine Mitgliedschaft erstrebenswert macht. Konkret sind wir zurzeit daran, eine neue Kommunikations-Strategie für alle Stufen des Ordens zu erarbeiten.
Was gibst du den Teilnehmenden der Tagung mit auf den Weg zurück in ihre Logen?
Grosse Herausforderungen warten auf uns. Diese können wir nur zusammen meistern. Zur Sicherung unseres Ordens müssen wir die Mitglieder-Werbung verstärken und Austritte vermeiden. Der Weg führt über unsere Werte, ein geordnetes, gehaltvolles Logenleben. Unsere Logen sich die Fundamente dazu. Wir müssen aber den Mut zu Neuem haben und die Veränderungen aufzeigen.
Du hast heute deinen Rücktritt als Gross-Sire bekanntgegeben. Damit war es heute die letzte OM/UM-Tagung unter deiner Leitung. Was bleibt dir besonders nach den vier Tagungen?
Die OM-/UM-Tagung kann heute besser auf die Bedürfnisse neuen Logenleitungen eingehen und in Diskussionen auf die Probleme und Fragen der Teilnehmenden eingehen. Mit der Logenführungs-Konferenz konnte ein Gefäss eingeführt werden, dank welchem die Ober- und Untermeister besser in die Entscheidungsprozesse um die zukünftige Ausrichtung des Ordens besser eingebunden werden können.